"die reise des oelbildes "
das oelgemaelde hatte eine grobe pinselfuehrung, war bereits etwas angegilbt und zeigte eine waldlichtung im kraeftigen fruehlinsgruen.........nach ueberlieferung der familiengeschichte, konnte das bild nach kriegsende im einverstaendnis und zertifikat der offiziellen tschechischen behoerden/museum in karlsbad bei aussiedelung aus boehmen mitgenommen werden. ein onkel, an den sich keiner mehr so richtig erinnerte, und der heute 120 jahre alt waere, hat es in seinem 50 kg erlaubten -hab und gut- in die amerikanische zone mitgeschleppt.
das oelbild wurde als vermächtnis an sein patenkind weitergegeben, die ausfuhrgenehmigung ging leider verloren. natuerlich hatte es bei uns zu hause einen gebührenden platz im wohnzimmers über den diwan thronend eingenommen........und so hin es jahrzehnt um jahrzehnt und wurde in ehren gehalten.
bis es an einer der schwestern mit guten worten weitergereicht wurde.......mit der betreffenden familiengeschichte und unter anderem, dass der onkel es von seinem firmenchef für seine treuen dienste erhalten hätte.
ja, so war die familiengeschichte!
" der müßige gang ins museum"
so marschierten die schwestern in trauter gemeinsamkeit eines tages mit dem im bettbezug verhülltem ölgemälde durch die stadt mit höchster geheimhaltungsstufe, voller hoffung, mit dollerzeichen in den augen zum germanischen nationalmuseum zum tag der sachverständigen.
zehn minuten nach öffnung bildeten sich bereits menschenschlangen, ein bunt gemischtes völkchen mit geheimnisvoll umhüllten gegenständen. wir als laien -unter all den profis- etwas unsicher, aber guten mutes. es wurde gescherzt und ratschläge verteilt. am eingangstisch vorbei, wurde bereits katalogisiert, buch oder skulptur, gemälde oder druck.
und genau da machten wir einen fehler. "aus welchem jahrhundert?", kam die frage. "wissen wir nicht" brach die antwort hervor, und so erhielt unser gemälde eine nummer.........die uns glatte zwei stunden wartezeit einbrachte.
umkehren wollten wir auch nicht, denn das gemälde hatte eine unübliche künstlersignatur, die wir bereits googelten und nichts gefunden haben. auch wurde diskutiert, was man mit der zirka einen halben zentimeter abgeplatzen farbfläche tun sollte, wieviel würde die restaurantion kosten.....sollte man das bild mit dem mängel veräussern?
hartnäckig hielten wir durch.......damen im edlen stoff, wollten sich vordrängeln.......ganze familien liefen auf, anscheinend mit v.i.p-status........sogar ein alter bereits gehbehinderter mann, wurde vom sehr freundlichen museumpersonal zum sachverständigen geführt.......es wurde nicht gescherzt, nein, nein.....zu ernst war die angelegenheit............doch alles hatte nicht nur eine feierliche stimmung, sondern morbide luft begleitete uns während der ganzen wartezeit, mit verzweifelten blick auf unsere nummer.
zum glueck hat bereits ein wartender den flur verlassen, somit haben wir bestimmt fünfzehn minuten zeit gespart. wir liefen feierlich und um uns blickend stolz zum sachverständigen.
wobei wir natuerlich die teilungsquote des verkaufsgewinnes vorher schwesterlich festlegten 50 zu 50.
ist das nicht schwesternliebe....?
"der sachverständige"
aeusserst freundlich und zaghaft öffnete er nach begruessung den kissenbezug, drehte es zur bildseite, sah auf die rückseite und verstummte.
die schwestern, die in vorfreude und anspannung vorher den blauen dunst genossen haben........konnten die spannung und die stille bald nicht mehr ertragen, aber wir blieben ruhig, denn so war es vorher besprochen.......nicht vorzugreifen. so war unsere strategie.
der sachversändige: " ein landschaftsbild in öl im frühling"............das haben wir auch festgestellt.
der sachverständige: " das bild stammt aus den fünfziger jahren des vorigen jahrhunderts"..........das kann nicht sein, es muss älter datiert werden
der sachverständige: " die signatur ist sehr ungewöhnlich und untypisch"..............ja, das haben wir auch erkannt und eventuell den schriftzug in russischer sprache bedacht.
der sachverständige: "es deutet auf eine auftragsmalerei hin, in der der künstler durch schnelle züge zeit einsparen wolte, das bild eventuell von einer postkarte abmalte"...................nein, die augen wurden trüb, eine schwester argumentierte dagegen, doch er war standfest.
der sachverständige: " der stempel vom museum aus karlsbad, davon sah er heute schon den dritten..........oh gott, massenware?
man sah uns unsere enttäuschung an, und er gab sich wirklich muehe und kämpfte, lief weg und holte künstlerverzeichnisse......keine spur von unserer künstlersignatur.
in ausblick auf unsere vollgestopften keller und dachboden, dass wir natuerlich dem sachverständigen mitteilten, gab er uns noch abschliessend tips...........wahrscheinlich ängstigte ihn der gedanke, dass wir jedes halbe jahr den warteflur bevölkern.
wir bedankten uns brav, packten unser gemälde nicht mehr so vorsichtig ein..........und verliesen mit galgenhumor den ort unserer enttäuschung.
um eine erfahrung reicher, scherzten wir um all die anderen familiären kostbarkeiten auf unseren dachböden, und stellten uns die prägnante frage........wie werden unsere nachkommen mit den kostbarkeiten der familie umgehen..................trödelmarkt lässt grüßen?
das oelgemaelde hatte eine grobe pinselfuehrung, war bereits etwas angegilbt und zeigte eine waldlichtung im kraeftigen fruehlinsgruen.........nach ueberlieferung der familiengeschichte, konnte das bild nach kriegsende im einverstaendnis und zertifikat der offiziellen tschechischen behoerden/museum in karlsbad bei aussiedelung aus boehmen mitgenommen werden. ein onkel, an den sich keiner mehr so richtig erinnerte, und der heute 120 jahre alt waere, hat es in seinem 50 kg erlaubten -hab und gut- in die amerikanische zone mitgeschleppt.
das oelbild wurde als vermächtnis an sein patenkind weitergegeben, die ausfuhrgenehmigung ging leider verloren. natuerlich hatte es bei uns zu hause einen gebührenden platz im wohnzimmers über den diwan thronend eingenommen........und so hin es jahrzehnt um jahrzehnt und wurde in ehren gehalten.
bis es an einer der schwestern mit guten worten weitergereicht wurde.......mit der betreffenden familiengeschichte und unter anderem, dass der onkel es von seinem firmenchef für seine treuen dienste erhalten hätte.
ja, so war die familiengeschichte!
" der müßige gang ins museum"
so marschierten die schwestern in trauter gemeinsamkeit eines tages mit dem im bettbezug verhülltem ölgemälde durch die stadt mit höchster geheimhaltungsstufe, voller hoffung, mit dollerzeichen in den augen zum germanischen nationalmuseum zum tag der sachverständigen.
zehn minuten nach öffnung bildeten sich bereits menschenschlangen, ein bunt gemischtes völkchen mit geheimnisvoll umhüllten gegenständen. wir als laien -unter all den profis- etwas unsicher, aber guten mutes. es wurde gescherzt und ratschläge verteilt. am eingangstisch vorbei, wurde bereits katalogisiert, buch oder skulptur, gemälde oder druck.
und genau da machten wir einen fehler. "aus welchem jahrhundert?", kam die frage. "wissen wir nicht" brach die antwort hervor, und so erhielt unser gemälde eine nummer.........die uns glatte zwei stunden wartezeit einbrachte.
umkehren wollten wir auch nicht, denn das gemälde hatte eine unübliche künstlersignatur, die wir bereits googelten und nichts gefunden haben. auch wurde diskutiert, was man mit der zirka einen halben zentimeter abgeplatzen farbfläche tun sollte, wieviel würde die restaurantion kosten.....sollte man das bild mit dem mängel veräussern?
hartnäckig hielten wir durch.......damen im edlen stoff, wollten sich vordrängeln.......ganze familien liefen auf, anscheinend mit v.i.p-status........sogar ein alter bereits gehbehinderter mann, wurde vom sehr freundlichen museumpersonal zum sachverständigen geführt.......es wurde nicht gescherzt, nein, nein.....zu ernst war die angelegenheit............doch alles hatte nicht nur eine feierliche stimmung, sondern morbide luft begleitete uns während der ganzen wartezeit, mit verzweifelten blick auf unsere nummer.
zum glueck hat bereits ein wartender den flur verlassen, somit haben wir bestimmt fünfzehn minuten zeit gespart. wir liefen feierlich und um uns blickend stolz zum sachverständigen.
wobei wir natuerlich die teilungsquote des verkaufsgewinnes vorher schwesterlich festlegten 50 zu 50.
ist das nicht schwesternliebe....?
"der sachverständige"
aeusserst freundlich und zaghaft öffnete er nach begruessung den kissenbezug, drehte es zur bildseite, sah auf die rückseite und verstummte.
die schwestern, die in vorfreude und anspannung vorher den blauen dunst genossen haben........konnten die spannung und die stille bald nicht mehr ertragen, aber wir blieben ruhig, denn so war es vorher besprochen.......nicht vorzugreifen. so war unsere strategie.
der sachversändige: " ein landschaftsbild in öl im frühling"............das haben wir auch festgestellt.
der sachverständige: " das bild stammt aus den fünfziger jahren des vorigen jahrhunderts"..........das kann nicht sein, es muss älter datiert werden
der sachverständige: " die signatur ist sehr ungewöhnlich und untypisch"..............ja, das haben wir auch erkannt und eventuell den schriftzug in russischer sprache bedacht.
der sachverständige: "es deutet auf eine auftragsmalerei hin, in der der künstler durch schnelle züge zeit einsparen wolte, das bild eventuell von einer postkarte abmalte"...................nein, die augen wurden trüb, eine schwester argumentierte dagegen, doch er war standfest.
der sachverständige: " der stempel vom museum aus karlsbad, davon sah er heute schon den dritten..........oh gott, massenware?
man sah uns unsere enttäuschung an, und er gab sich wirklich muehe und kämpfte, lief weg und holte künstlerverzeichnisse......keine spur von unserer künstlersignatur.
in ausblick auf unsere vollgestopften keller und dachboden, dass wir natuerlich dem sachverständigen mitteilten, gab er uns noch abschliessend tips...........wahrscheinlich ängstigte ihn der gedanke, dass wir jedes halbe jahr den warteflur bevölkern.
wir bedankten uns brav, packten unser gemälde nicht mehr so vorsichtig ein..........und verliesen mit galgenhumor den ort unserer enttäuschung.
um eine erfahrung reicher, scherzten wir um all die anderen familiären kostbarkeiten auf unseren dachböden, und stellten uns die prägnante frage........wie werden unsere nachkommen mit den kostbarkeiten der familie umgehen..................trödelmarkt lässt grüßen?
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